Die Gärtnerei Späth
in der Koepenicker Strasse

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Die Baumschule Späth begann ihre Geschichte 1720 am Halleschen Tor und zog dann in die Köpenicker Straße.
Heute existiert sie immernoch in dem nach ihr benannten Ort Baumschulenweg in Berlin Treptow.

Hier wird aus einem Buch zur Geschichte der Firma von 1930, das also zum 210. Jubileum der Firma erschien, zitiert.




Die Späth´sche Baumschule in der Köpenicker Straße

Die Geschichte der heute noch existierenden Gärtnerei Späth beginnt 1720 am „Halleschen Thore".
Als die Flächen dort bebaut wurden und die Grundstückspreise stiegen verlegte der Sohn Christoph Späths, Carl Friedrich Späth, die Gärtnerei in die zur damaligen Zeit noch völlig unbebaute Köpenicker Straße (Cöpnicksche), da seine Frau dort ein Grundstück geerbt hatte.

"Nach dem noch vorhandenen Kaufvertrag vom 5.Juni 1760 übernahm er das Grundstück mit dem daraufstehenden Hause Anfang Oktober 1760 - also mitten im siebenjährigem Kriege – kurz vor der Besetzung Berlins durch die Russen und Österreicher und zahlte 18 Jahre später, am 29.September 1778, an Deoiselle Maria Charlotte Catharina Waldschmidt, die offenbar eine Hypothek auf dem Grundstück hatte, 500 Reichstaler in Friedrichsdor und 70 Taler 22 Groschen in brandenburgischem Silberkurant.

Der Betrieb wurde von ihm und später von seinem Söhne dorthin verlegt.
Die Gegend an der Köpenicker Straße, in der heute der Verkehr keine Minute ruht, war zu jenen Zeiten, wie aus dem hierunter abgebildeten Plan hervorgeht, noch völlig unbebautes Land und die Strasse selbst noch nicht einmal gepflastert.

Plan Köpenicker Straße 1760
Auf dem Plan von 1760 sehen wir oberhalb der Spree das Wendische Thor (Schlesisches Thor) mit Stadtmauer,
Kalek (Kalk)- Scheunen, Cöllnischen Holtzlagerplatz an der "Cöpnickschen" Strasse.
Unterhalb der Spree den Ober Baum und das Mühlen Thor, die Holländische Wind Mühlen Strasse



Abgesehen von einigen kleinen Gemüse- und Gartenbaubetrieben befand sich dort nur die Itzigsche Meierei mit der Mühle, ein stattlicher Gebäudeblock mit prachtvollen Parkanlagen, die in allen Alt-Berliner Beschreibungen, besonders auch von Nicolai, eingehend erwähnt werden (Bild S.7). Das neue Gelände an der Köpenicker Straße dürfte die für damalige Gärtnereiverhältnisse ansehnliche Grösse von etwa 8 preussischen Morgen gehabt haben.

Itzigsche Meierei
Neben der Itzigsche Meierei in der Köpenicker Straße die in den Stadtbeschreibung oft erwähnt wurde,
fand die Gärtnerei Späth 1760 ihren neuen Standort an der sonst unbebauten Köpenicker Straße.



Als Carl Späth am 15 Mai 1782 im Alter von 61 Jahren starb, hinterliess er neben seiner Witwe einen noch unmündigen Sohn Friedrich.
Dieser war ihm nach zehnjähriger Ehe am 28. November 1768 – fünf Jahre nach Beendigung des Siebenjährigen Krieges – geboren., stand also damals erst im Alter von 14 Jahren."

Anna Späth Inhaberin der Gärtnerei Späth von 1782 bis 1792.

„Dieser Friedrich Späth muss sich nach allen Nachrichten, die über ihn erhalten sind, zu einem ungemein gebildeten Manne entwickelt haben. Schon als Knabe zeigte er grosse Neigung zu den Wissenschaften; er war ein grosser Bücherfreund, und nach angestrengter Tagesarbeit in dem von seiner Mutter geleiteten Gartenbau-Betriebe war ihm der Besuch von Theateraufführungen und guten Opern ein Bedürfnis.
Seine Mutter, die bei der Minderjährigkeit des Sohnes etwa ein Jahrzehnt hindurch allein die Gärtnerei führte, war klug genug, ihn in seinen künstlerischen und wissenschaftlichen Neigungen nicht zu stören, sondern vertraute darauf, das die Stunde kommen werde, in der seine gärtnerischen und gelehrten Neigungen miteinander verschmelzen würden.
Und diese Stunde kam, sobald Friedrich Späth nach fleissiger Beschäftigung mit Kunst und Wissenschaft erkannt hatte, dass er in keinem anderen Berufe eine ähnliche Befriedigung finden könne als in dem eines wissenschaftlich gebildeten Pflanzenzüchters.
So übernahm er denn nach seiner Verheiratung im Jahre 1792 im jugendlichen Alter von 24 Jahren aus den Händen seiner Mutter den Betrieb und gestaltete ihn – seiner Charackterlage gemäss – zu einer Musteranstalt und einem Studienort, ohne indes dem Unternehmen eine grössere Ausdehnung zu geben.
Hierzu mögen wohl auch die wirtschaftlichen Verhältnisse seiner Zeit beigetragen haben.
Denn während sein Vater vier Jahrzehnte hindurch die Glanzzeit Preussens und den gewaltigen Aufschwung Berlins und seines Gartenbaus unter Friedrich dem Grossen miterlebt hatte, lebten die Witwe und ihr Sohn elf Jahre unter der Regierung König Friedrich Wilhelms II., 1786-1797, unter dem Berlin keine wesentlichen Fortschritte machte. Grössere Betriebe gab es damals überhaupt noch nicht; die wohlhabenden Geschäftsinhaber hatten auch garnicht den Ehrgeiz, ihre Betriebe wesentlich zu vergrössern sondern legten das Geld lieber auf die hohe Kante."

Friedrich Späth starb am 26. August 1831 im Alter von 63 Jahren und einer der Söhne, Johann Ludwig Carl Späth (Ludwig Späth) übernahm mit 38 Jahren den nun schon über hundert Jahre existierenden Betrieb.

Er verzichtete auf dem Gemüseanbau und züchte Blumen und Topfpflanzen.
Die wirtschaftliche Lage Berlins, nach der Besetzung durch französische Truppen machte es notwendig, das er selbst von morgens 5 Uhr bis abends 7 Uhr arbeiten musste.

.."die Wunden, welche die Kriege gegen Napoleon I. Dem unglücklichen Lande geschlagen hatten, allmählich vernarbt, und ein neues Leben regte sich allenthalben, besonders in Berlin.

1820 konnte man zur Gründung des „Vereins zur Förderung des Gewerbefleisses" schreiten, 1822 die erste Berliner Gewerbeausstellung eröffnen.

Drei Jahre später wurde die Gasbeleuchtung in Berlin eingeführt und im Jahre 1838 sogar die erste Dampfeisenbahn gebaut.

Vor allen Dingen aber wurde 1818 die Zollsperre zwischen den einzelnen preussischen Provinzen aufgehoben.
So entwickelt sich Dank dem allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung allmählich auch die Späth´sche Gärtnerei schon unter der Leitung Ludwig Späth zu einem Betriebe von mehr als örtlicher Bedeutung, und konnte auch mit dem Pflanzenversand nach anderen preussischen Provinzen beginnen.

Als später die Zollschranken sogar innerhalb des Norddeutschen Bundes fielen und das Geld- und Postwesen vereinheitlicht und vereinfacht wurden, begann die Firma Späth auch nach den nichtpreussischen Landesteilen zu auszuführen und verschickte damals schon jährlich mehrere tausend Dracaenen sogar nach Paris.

Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Späth´sche „Kunstgärtnerei“ in einem zeitgenössischen "Reiseführer durch die Kgl. Haupt- und Residenzstadt Berlin“ als eine Sehenswürdigkeit bezeichnet.

Die Mistbeetkulturen und beheizbaren Gewächshausanlagen erweiterte Ludwig Späth wesentlich, wie er auch das Grundstück selbst beträchtlich vergrößerte.

Es reichte schon bis zur heutigen Manteuffel- und Wrangelstrasse (Plan S.28).

Die Gärtnerei Späth um 1850
Das Gelände der Späth´schen Gärtnerei in der Köpenicker Straße im Jahre 1850
vom Mariannen Ufer bis zur Manteuffelstraße


1847 liess Ludwig Späth das kleine Wohnhaus, das sein Vater und Grossvater an 80 Jahren bewohnt hatten, niederreissen und errichtete in seiner Gärtnerei in der Köpenicker Straße einen für damalige Zeiten stattlichen Neubau, dessen schöne Reliefs das Landleben und den Gartenbau darstellten.

„Denn Neubau umgab Ludwig Späth dann mit einem grossen, wohlgepflegten Garten.

Dies Haus wurde übrigens 50 Jahre später, als der Betrieb schon längst nach Berlin-Baumschulenweg verlegt worden war, abgebrochen und von dem Sohn in der Nähe der eigenen Villa pietätvoll wieder aufgebaut..

Es wird noch heute von leitenden Beamten der Baumschule als Dienstwohnung benutzt.

Im Laufe der Jahre nahm die Bautätigkeit zu.
Die Häuser waren aber nicht im Stil der heute dort stehenden Mietskasernen gebaut, sondern es waren freundliche ein- bis zweistöckige Häuser – vielfach Privathäuser der sich dort ansiedelnden Fabrikanten und grösseren Kaufleute, die meist von blumengeschmückten Gärten umgeben waren.

Daher trug die Gegend der Köpenicker Strasse mehr den Charakter einer freundlichen Gartenvorstadt, wo ein Nachbar den anderen kannte, und die Grosseltern so mancher heute bekannten Familie wohnten damals in jener Gegend.

Nur an Sonntagen, wenn die Kremser die Berliner zu einer „Landpartie" nach Treptow hinausführten, wurde die Stille vorübergehend gestört.


Das Bild der Gärtnerei (S.30) in der Köpenicker Straße zeigt den Zustand zu Beginn des 19. Jahrhunderts.

Die Gärtnerei Späth um 1900
Die Gärtnerei Späth in der Köpenicker Straße um 1900


Der Kirchturm auf der linken Seite gehört zur Andreaskirche. Weiter im Hintergrund befand sich an der Spree die bekannte Pfuel´sche Schwimmanstalt, wo sich die ganze Jugend des damaligen Alt Berlin täglich zum Schwimmen traf.

Wohnhaus der Familie Späth

Das Wohnhaus der Familie Späth in der Köpenicker Straße 154, errichtet 1847.


Außerdem stand dort – mehr nach der Stadt zu – inmitten eines freundlichen Gartens das Haus des später langjährigen und allgemein beliebten Stadtverordnetenvorstehers Geheimrat Dr. Langerhans,
der in seiner Jugend der Hausarzt der Familie Späth war, und auf der anderen Seite – nach dem Schlesischen Tor zu – befand sich die Fabrik und Villa des bekannten Kupferschmiedes Heckmann.

Auch das Elternhaus des Reichsaussenministers Dr. Stresemann lag in der Köpenicker Strasse (Nr. 66), und hier wurde dieser im Jahre 1878 geboren.

In der Nähe der Gärtnerei lagen ferner die Cabanis´schen Grundstücke und um die Mitte des 19. Jahrhunderts siedelten sich dicht neben dem Gärtnereigrundstück die noch heute an dieser Stelle bestehende Schraubenfabrik von Lüben & Buhse Nr. 153 an.
Auf dem Parkgelände der vorhin erwähnten Itzgischen Meierei entstand die grosse Kaserne des 3. Garderegiments zu Fuss, wo der heutige Reichspräsident von Hindenburg viele Jahre hindurch als junger Offizier Dienst tat.

Von anderen militärischen Bauten stehen noch die alte Schützenkaserne und das alte Pontonierhaus der Pioniere (Nr. 11-15).

Aber sonst sehen wir an Stelle all der schönen Patriezierhäuser nur hohe, eintönige Mietskasernen; die Vorgärten sind verschwunden.

Köpenicker Straße
Typische Bauten der Köpenicker Straße um 1850, hier die Nummern 80-85


Satt der Postkutschen und der Kremser sausen die Strassenbahnen und die Autos durch die Köpenicker Strasse, und die ehemaligen Gärtnereigrundstücke der Firma Späth sind mit Häusern völlig bebaut.


verzeichnis der Gärtnerei Späth
Verzeichniss der Gärtnerei Ludwig Späth von 1863, Köpenicker Straße 148


(Quelle: Späth Buch 1720-1930)


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